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1. Theil 1 - S. 100

1880 - Stuttgart : Heitz
100 Alte Geschichte. 1. Periode. Römer. hatte, in ihr Herz und sank ihrem erschrockenen Manne in die Arme. Alle schrieen auf, Brutus aber zog den blutigen Stahl aus der Brust, schwang ihn hoch und rief: „Bei diesem reinen Blute und bei euch, ihr Götter des Himmels, schwöre ich, daß ich mit blutiger Rache dich, Tyrann, und dein ganzes lasterhaftes Geschlecht verfolgen und nicht dulden will, .daß einer von euch ferner über Rom herrschte!" — Alle schwuren ihm nach. Dann rief Brutus das Volk jener Stadt auf dem Marktplatz zusammen. Wie erstaunte das, als es den Brutus mit einem Male vernünftig sprechen hörte! Er erklärte die Ursache seiner Verstellung, erzählte die Schandthat des Königssohnes und den traurigen Selbstmord der tugendhaften Lucretia, schilderte ihm die tiefe Trauer ihres alten Vaters und ihres Gemahles, und erinnerte endlich an die Nichtswürdigkeiten und die Tyrannei des Königs. Dann zogen alle nach Rom. Brutus versammelte auch hier das Volk, erzählte das Vorgefallene und rief endlich: „Und einen solchen Mann wollet ihr noch für euem König erkennen? Sein verruchtes Haus sollte noch über euch herrschen?" — „Nun und nimmermehr!" schrien Alle wie aus Einem Munde; „fort mit dem Tyrannen und seinem ganzen Geschlechte!" —So wollten die Verschworenen das Volk. Während sie mit einem großen Volkshaufen nach dem Lager aufbrachen, um auch das Heer zu gewinnen, eilte Tarquin, der von dem Tumulte gehörte hatte, auf einem andern Wege nach Rom. Aber er fand die Thore schon geschlossen, und von den Mauern riefen die Bürger hinunter: „Du bist unser König ge- wesen, Tarquin! Suche dir ein anderes Reich!" Er wollte ins , Lager zurück, auch da empfing ihn laute Empörung. So blieb ihm denn nichts Anderes übrig, als in einem benachbarten Staate eine Zuflucht zu suchen, und Rom ward frei von seiner Tyrannei, 510. Sein Sohn Sextus wurde bald darauf von den Einwohnern der Stadt, in die er sich geflüchtet hatte, ermordet. Es ist kein Wunder, daß die Römer einen Abscheu gegen solche Fürsten bekommen hatten. Sie beschlossen daher, die Königswürde für immer abzuschaffen. Statt dessen wurden alle Jahre zwei Eonsnln aus den Patriciern vom Volke gewählt. Daß Brutus und Collatin zu den Eonsuln des ersten Jahres gewählt wurden, war sehr natürlich; doch trat der Letztere bald wieder aus dem Amte zurück, denn sein Name Tarquinins Eolla-tiuus erregte Anstoß. Er verließ Rom; an seine Stelle trat Publius Valerius.

2. Theil 1 - S. 164

1880 - Stuttgart : Heitz
164 Alte Geschichte. 2. Periode. Römer. ließ die Wuth und Rache des wilden Coriolan fürchten. Die Weiber liefen mit Angstgeschrei durch die Straßen; in den Tempeln umfaßten die Greise die Brlder der Götter und flehten um Abwendung der Gefahr, und das Volk ruhte nicht eher, bis der Senat eine Gesandtschaft an Coriolan abgehen und ihm Widerruf der Verbannung anbieten ließ, wenn er abzöge. Coriolan empfing sie mit Hohn, und als sie zum zweiten Male kamen, ließ er sie nicht einmal vor sich. Eine dritte Gesandtschaft, die aus den ehrwürdigsten Priestern in ihren Feierkleidern bestand, hatte kein besseres Schicksal. Da flehten die römischen Frauen die Mutter (Veturia) und die Frau (Volumnia) des Unerbittlichen an, einen Versuch auf sein Herz zu machen. Als man ihm meldete, man sehe eine lange Procession römischer Frauen dem Lager sich nähern, wandte er sich unwillig weg. Da meinte aber einer, er glaube die Mutter, die Frau und die Kinder Coriolans an der Spitze des Zuges zu erkennen. Coriolan horchte auf und schaute hin. Wirklich! sie waren es. Wie sinnlos sprang er von seinem Sitze auf; mit offenen Annen lief er ihnen entgegen; sein hartes Herz war von dem langentbehrten Anblicke seiner Lieben erweicht. Aber seine Mutter stieß ihn zurück. „Laß mich erst wissen," sprach sie, „ob ich mit dem Feinde Roms oder mit meinem Sohne rede. Habe ich so lange leben müssen, um den Jammer zu erfahren, daß mein Sohn erst ein Verbannter und endlich gar ein Feind Roms ist! Wie? Du kannst Rom bekriegen, die Stadt, die dich geboren hat und Alles enthält, was deinem Herzen theuer sein muß? Hätte ich keinen Sohn, so brauchte die Stadt nicht diese Bedrängniß zu erfahren. Was aus mir werde, das scheint dich nicht zu kümmern; aber denkst du denn nicht an deine unschuldigen Kinder?" Bei diesen Worten, die durch die Thränen der begleitenden Frauen unterstützt wurden, hängten sich seine Kinder, die auch mitgekommen waren, schmeichelnd an seine Arme. Coriolan, von so vielen Empfindungen zugleich bestürmt, erlag seinen heftigen Gefühlen. Er preßte Mutter, Weib und Kinder an sein Herz. „Mutter!" rief er schmerzhaft aus, „Rom hast du gerettet, aber — dein Sohn ist verloren!" — Er hatte nicht unrecht geweissagt; denn nachdem er die Volsker von Roms Mauern zurückgeführt hatte, haben sie ihn — so wird erzählt — wegen dieser Treulosigkeit ermordet.

3. Theil 1 - S. 161

1880 - Stuttgart : Heitz
Streit der Patricier und Plebejer. 161 gemachte Schuldner herbeigestürzt kamen und die Grausamkeit der Gläubiger bestätigten. „Das ist also der Lohn für unsere Kriegsdienste?" rief das aufgebrachte Volk und verlangte tobend, daß sich der Senat versammelte. Dies geschah; aber die Senatoren konnten sich nicht einigen, und während einige riethen, nachzugeben, andere aber Gewalt anwenden wollten, wurde der Schrecken durch die Nachricht, daß mächtige Feinde anrückten, noch vermehrt. Was war zu thun? Das Volk weigerte sich, wieder die Waffen zu ergreifen. Da trat Consnl Servilius auf: „Es soll euch geholfen werden; aber jetzt ist der Feind vor dem Thore; erst müßt ihr den bekämpfen." Die Plebejer folgten, zogen dem Feinde willig entgegen, schlugen ihn zurück und verlangten nun Abhülfe. Aber jetzt machten die Patricier wieder Ausflüchte und suchten die Plebejer hinzuhalten. Die Gährung wurde immer größer; die Gemeinen hielten nächtliche Zusammenkünfte, in denen Pläne zum Aufruhr entworfen wurden. Darüber verging ein ganzes Jahr. Jetzt waren aufs neue Feinde im Anmarsch. Dies Mal verweigerte das Volk entschieden die Anwerbung. In dieser Noth ernannte der Senat einen Dictator, d. i. einen Befehlshaber, dem man sechs Monate lang gehorchen mußte, und vor dem selbst die Con-snln zurücktraten. Der Mann, der dazu gewählt war, Valerius, war als mild und gerecht bekannt, und daher leistete ihm das Volk Gehorsam, besonders da er aufs neue Abhülfe zusagte. Nachdem die Feinde besiegt waren, zeigte auch Valerius guten Willen; er machte beim Senat den Antrag, den Klagen des Volkes abzuhelfen, und da der Senat nicht darauf hörte, legte er seine Dictatur nieder. Nun war die Geduld der Plebejer erschöpft, Sie zogen (494) zur Stadt hinaus, drei Stunden weit, bis auf den sogenannten heiligen Berg. Da schlugen sie eine Art von Lager auf und dachten: „Nun mögen die Patricier sehen, ob sie allein fertig werden können." In Rom war indessen unter den Reicheren große Bestürzung. Solchen Ernst hatte man von den sonst so demüthigen Plebejern nicht erwartet, und man fürchtete, sie möchten nie wiederkehren oder gar ihrer Vaterstadt feindlich begegnen. Nach vielen Berath-schlagnngen schickte der Senat endlich eine Gesandtschaft hinaus: „Kommt wieder nach Rom! Es soll besser werden, glaubt unserm Worte." — „O geht uns mit euerm Worte," erwiederte einer der Volksführer; „wie oft habt ihr uns das nicht schon gebrochen!" — Die Gesandtschaft mußte unverrichteter Sache wieder zurück, und Weltgeschichte für Töchter. L 16. Aufl. H

4. Theil 1 - S. 163

1880 - Stuttgart : Heitz
Coriolan. 163 wollen nicht!" hinein, und gleich war der Beschluß ungültig. — So war also der Friede wenigstens für einige Zeit wieder hergestellt. Ein großer Theil der Patricier war jedoch unwillig, daß die Plebejer jetzt Theil an der Regierung haben sollten und lauerten nur auf eine Gelegenheit, ihrem Unwillen Luft zu machen. Es lebte damals in Rom ein Patricier, C. Mar eins, der von der Eroberung der volskischen Stadt Corioli den Beinamen Corio-lanus führte. Vornehme Geburt, Reichthum und Kriegsruhm machten ihn so stolz, daß Wenige so glühend die Plebejer haßten wie er. Nun entstand um diese Zeit (489) eine große Hungersnoth in Rom. Das Volk fing an zu murren, schob alle Schuld auf die Patricier, und es verbreitete sich das Gerücht, daß diese Getreide genug in ihren Häusern hätten, es aber nicht herausgeben wollten. Einigermaßen beruhigte sich zwar das Volk, als der Senat einige Schiffe nach dem kornreichen Sicilien schickte und dort auf öffentliche Kosten Getreide aufkaufen ließ. Die Schiffe kamen reichbeladen zurück, und das Volk sah begierig der Austheilung entgegen. Nur wie man dabei verfahren wollte, darüber wurde noch im Senat berathschlagt. Die Vernünftigeren meinten, man solle das Korn dem armen Volke entweder ganz schenken, oder doch nur einen ganz geringen Preis setzen. Da sprang der stolze Coriolan unwillig auf und rief: „Will das Volk von unserm Getreide essen, so mag es auch uns dienen und die Tribunenwürde aufgeben. Gefällt es ihm bei uns nicht, so ziehe es aus; der heilige Berg und jeder andere steht ihm frei. Glaubt mir, nur Elend und Noth kann das Volk bei seiner Pflicht erhalten!" Diese Worte erfuhr das Volk bald wieder; es gerieth in Wuth, und wenig fehlte, daß es nicht die Versammlung gestürmt und den Coriolan zerfleischt hätte. Er wurde vor den Richterstuhl der Tribunen berufen und, da er nicht erschien, auf Betrieb der Plebejer aus Rom verbannt. Mit stolzem Selbstgefühl riß er sich aus den Armen seiner Mutter, seines Weibes und seiner Kinder und, furchtbare Drohungen ausstoßend, verließ er die Stadt. Dann begab er sich zu den Volskern, damals dem furchtbarsten Feinde der Römer, und bewog sie, den Römern den Krieg anzukündigen. Sie stellten ihn mit Freude an ihre Spitze. Alles ging, nach Wunsch; er nahm den Römern einen Platz nach dem andern weg, verheerte alle dem gemeinen Volke gehörenden Felder und rückte endlich selbst bis Rom vor. Die Römer erschraken; denn Alles

5. Theil 1 - S. 165

1880 - Stuttgart : Heitz
Quinctius Cincinnat. 165 29. Quinctius Cincinnat. — Die Zehnmänner. — Appius Claudius und Virginia. 450. In einer Stadt, wo es an bestimmten Gesetzen fehlt, kann es unmöglich immer ruhig hergehen. In diesem Falle befand sich Rom in jener Zeit. Die Richter hatten jederzeit meist nach ihrem Gutbefinden Recht gesprochen, und das Volk sich ihrer Rechtlichkeit überlassen. Indessen konnte nicht fehlen, daß nicht oft Menschlichkeiten dabei vorfielen, und so sehnte man sich denn sehr nach bestimmten geschriebenen Gesetzen, nach denen sich Jeder richten könnte. Endlich machte ein Volkstribun (Terentius Arsa) den Vorschlags geschriebene Gesetze dem Volke zu geben, um der Willkür der Richter, die damals nur aus den Patriciern genommen wurden, einen Damm entgegenzusetzen. Aber dieser Vorschlag fand unter den Patriciern, besonders den jüngern, heftigen Widerspruch, am eifrigsten erklärte sich dagegen der junge Cäso Quinctius, der alsbald vor die Volksversammlung geladen und, da er sich nicht stellte, verbannt wurde. Sein Vater, der alte ehrwürdige Quinctius Cincinnat, der schon mehrmals die Consnlwürde begleitet, hatte für ihn sich verbürgt; er mußte nun die Bürgschaft bezahlen und sah sich dadurch genöthigt, Rom zu verlassen, seinen Acker selbst zu bebauen und seine kleine Hütte zu beziehen. Bald daraus wurde Rom von Feinden bedrängt; in dieser Noth gedachte man des alten Cincinnat, der schon so oft geholfen hatte, und wählte ihn zum Dictator. Als die Abgesandten zu ihm kamen, war er gerade auf dem Felde; halb angekleidet ging er hinter dem Pfluge her. Von der Absicht der Kommenden durch einen derselben, der vorangeeilt war, benachrichtigt, eilte er in seine Hütte, um sich zum Empsang der Senatsboten anständig anzukleiden. Jetzt traten sie ein, verkündigten ihm seine Wahl zum Dictator, bekleideten ihn mit dem Purpurmantel und baten ihn, alsbald mit ihnen nach Rom zu kommen. Cincinnat war bereit, so sehr es ihn schmerzte, seinen Acker zu verlassen. Die Lictoren traten mit ihren Beilen, dem Abzeichen ihres Amtes, vor ihn und geleiteten ihn nach Rom. — So genügsam, wie Cincinnat, waren damals die meisten vornehmen Römer, und so lange sie so tugendhaft und genügsam blieben, war Rom unüberwindlich. Nachdem die Feinde besiegt waren, wurde der Antrag, schriftliche Gesetze abzufassen, erneuert. Nach langen Streitigkeiten dar-

6. Theil 1 - S. 177

1880 - Stuttgart : Heitz
Die licinischen Gesetze. 177 Kriegstribun geworden war zum Besuche, als Sulpicius vom Markte nach Hause kam. Die Lictoren (die begleitenden Gerichtsdiener) donnerten nach ihrer Gewohnheit mit ihren Ruthenbündeln an die Hausthüre. Die Frau des Liciuius erschrak über das ihr ungewohnte Getöse, die Schwester aber sagte, wohlgefällig lachend: „ Weißt du denn nicht, daß mein Mann Kriegstribun ist'? Sieh! solche Ehrenbezeigungen genießt er alle Tage." Jene ärgerte sich, daß ihr Mann nicht auch zu solcher Ehre gelangen könne, und ging verdrießlich und empfindlich über den Hochmuth der Schwester nach Hause. Hier saß sie Tage lang und weinte, und zuletzt gestand sie ihrem Vater: ihr Kummer sei die unglückliche Heirath; denn ihr Mann sei ja nur ein Plebejer und könne daher schwerlich hoffen, wie ihrer Schwester Gatte, Kriegstribun zu werden. Der Vater tröstete sie, indem er versprach, er wollte schon dafür sorgen, daß das anders werde. Nun entwarf er mit Licinius und noch einem andern unternehmenden Plebejer (Sextius) einen Plan, wie man die Verfassung ändern könne. Beide müssen Männer gewesen sein, die ohne Furcht vor dem drohenden Widerstände entschlossen waren, ihren Standesgenossen, den Plebejern, durchzuhelfen. Sie meldeten sich zu Volkstribunen und wurden es, und nun traten sie gleich mit dem Vorschlage auf, daß die Kriegstribunenwürde abgeschafft, dagegen wieder zwei Consnln gewählt werden sollten, von denen der eine ein Patricier, der andere aber ein Plebejer wäre. Und damit das gemeine Volk für diesen Plan gewonnen würde, so schlugen sie ferner noch vor, daß zur Erleichterung der armen Schuldner künftighin die abgezahlten Zinsen vom Capitale abgezogen werden sollten — eine an Solons Lastenerleichterung erinnernde Maßregel — und daß kein Bürger mehr als 500 Morgen Gemeindelandes besitzen dürfte. Die Ländereien nämlich, welche in den Kriegen mit den benachbarten Völkern diesen abgenommen worden waren und also eigentlich dem ganzen Volke gehörten, hatten die Patricier unter dem Vorwande, eine Pacht dafür zahlen zu wollen, an sich gerissen. Die Pacht war aber theils sehr unbedeutend, theils wurde sie gar nicht bezahlt, und so hatten also die Patricier sich nach und nach in den Besitz fast aller Gemeindeäcker gesetzt. Natürlich setzten die Patricier Alles daran, diese ihnen so nachtheiligen Gesetze zu hintertreiben; aber die Tribunen waren unbeugsam und neun Jahre lang tobten die Parteien gegen einander. Endlich nahmen die Patricier zu dem. alten ehrwürdigen Camill ihre Zuflucht, ernannten ihn zum Dictator und baten ihn, Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Stuft. 12

7. Theil 1 - S. 178

1880 - Stuttgart : Heitz
178 Alte Geschichte. 2. Periode. Römer. durch sein Ansehen die Tribunen und das Volk zur Ruhe zu bringen. Aber auch dies half nichts; denn Licinius und Sextins waren unermüdlich in ihren Anstrengungen, und als eines Tages Camill sich wieder Mühe gab, das Volk zu beschwichtigen, stürmte dies wüthend gegen seinen erhabenen Sitz los. Die Tribunen befahlen den Sichren, den alten Mann zu greifen, und das Volk schrie: „Herab mit ihm! Herab mit ihm!" Dagegen umdrängten ihn die Patricier, um ihr ehrwürdiges Haupt zu schirmen. Jetzt erkannte er, daß aller Widerstand vergeblich und es besser sei, nachzugeben, um größeren Unruhen vorzubeugen. Er gelobte der Eintracht einen Tempel, wenn die Götter die Ruhe wieder herstellen wollten, begab sich in die Versammlung des Senats und rieth, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Das geschah, und froh jauchzte nun das Volk seinem alten Dictator zu. Sextius wurde im nächsten Jahre Consnl. Camillus baute nun der Bürgereintracht den angelobten Tempel, 3j67. Nachdem in den nächstfolgenden Jahrzehnten die völlige Ausgleichung der beiden Stände durchgeführt worden war, wetteiferten beide Stände, Patricier und Pebejer, in Tapferkeit und bürgerlicher Tugend, und es begann die Zeit der wahren Heldengröße Roms. i

8. Theil 1 - S. 234

1880 - Stuttgart : Heitz
234 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. durch Reichthum schwelgerisch geworden; sinnlicher Genuß und Zerstreuungen galten ihnen als höchster Lebenszweck, und so konnte es nicht anders kommen, als daß sie immer mehr entarteten. Hier, wie in dem einst so kraftvollen Griechenland, war nichts als Uneinigkeit und Mißtrauen, und die Römer hatten daher leichtes Spiel. Korinth hatte sich gegen die Anmaßungen der Römer empört. Mummius, ein wilder General der Römer, wurde hingeschickt, eroberte die prangende Stadt und ließ sie ausplündern und zerstören. Griechenland wurde unter dem Namen Achaja eine römische Provinz. Ungeheuere Schätze wanderten von hier nach Rom; die herrlichsten Kunstwerke, die man der Verwüstung entriß, wurden dorthin geschleppt und zierten nun die- Tempel oder die Paläste und Landhäuser der Reichen. Und so haben es die Römer sortan immer gehalten. Jedes Land, welches sie eroberten — und ihre Ländergier wurde -nicht gestillt, so lange es ein römisches Reich gab —, wurde ausgeplündert, alles Geld den armen Einwohnern recht eigentlich abgepreßt, um in Rom vergeudet zu werden, und die Kunstwerke wurden in Rom ausgestellt. Die alte römische Einfachheit war dahin. 35. Die beiden Gracchen, 133 und 123. Die Cimbern und Teutonen, 113. In Rom war zwar nach und nach der Unterschied zwischen Patriciern und Plebejern verschwunden, aber es hatte sich eine neue Art von Adel gebildet, der aus Denen, die zu hohen Staatsämtern gelangt waren, und deren Nachkommen bestand. Diese Leute von Einfluß halten auch den größten Theil der Staatsländereien an sich gebracht. Tiberius Gracchus,*) ein Enkel Scipio's des Aeltern, des großen Afrikaners, ein edeldenkender Mann, hatte auf einer Reise von Spanien nach Rom das Elend der ärmeren Classe gesehen und war davon lebhaft ergriffen worden. *) Cornelia, die Mutter der Gracchen, die Tochter Scipio's, war eine der edelsten römischen Frauen. Sie war an einen gewissen Gracchus, auch einen Feldherrn, verheirathet und ihre beiden Söhne, Tiberius und Cajus, zeichneten sich schon als Knaben aus. Einst kam zu ihr eine andere vornehme römische Dame und sprach viel von ihren Kleinodien und ihrem Putze. Cornelia hörte das eitle Wichtigthun an; eben traten ihre beiden blühenden Söhne ein. „Sieh'," sprach sie nun zu jener, „das sind meine Juwelen!" Welche war die reichere von beiden?

9. Theil 1 - S. 235

1880 - Stuttgart : Heitz
Die beiden Gracchen. Das Ackergesetz. 235 Er fühlte die Nothwendigkeit, dies Mißverhältniß aufzuheben, und faßte den Entschluß, das arme Volk aus seiner Noth zu reißen. Darum bewarb er sich um die Volkstribunenwürde, und als er sie (133) erlangt hatte, trat er mit dem Vorschlage auf, daß das licinische Gesetz, welches jedem Bürger die Benutzung von mehr als 500 Morgen Gemeindelandes verbot, erneuert werde. Dadurch entstand unter den Reichen eine große Bestürzung; denn wenn sie auch unrechtmäßigerweise die Staatsländereien benutzt hatten, so war doch das Aufgeben dieser Nutznießung mit unendlichen Nachtheilen für sie verknüpft. Viele hatten Bauten auf jenen Aeckern aufgeführt, Andere dieselben als Eigenthum an Andere überlassen n. s. w. Gracchus sah auch die Härte seiner Forderung wohl ein und schlug daher Erleichterungsmittel vor; Jeder sollte das Recht haben, außer den 500 Morgen, für jeden seiner Söhne noch 250 Morgen zu behalten und sollte für Das, was er zurückgeben müfse, aus der Staatskasse entschädigt werden. Die zurückgelieferten Aecker sollte dann das Volk zur Benutzung erhalten. Es läßt sich denken, daß das Volk den Gracchus bis in den Himmel erhob, während der Senat und die übrigen Vornehmen anfs äußerste gegen ihn erbittert waren. Ganz Rom zerfiel in Parteien, und mit Spannung sah Jeder dem Tage der Entscheidung entgegen. Endlich versammelte sich das Volk, um über den Vorschlag abzustimmen; eben sollte die Abstimmung beginnen, da trat der Tribun Octavius, welchen der Senat auf seine Seite gebracht hatte, mit der Erklärung auf, daß er die Vorlesung des Gesetzentwurfs nicht zugeben würde. Bekanntlich konnte kein Gesetz zur Abstimmung gebracht werden, wenn nicht alle Tribunen darüber einig waren; daher ging die Versammlung unverrichteter Sache auseinander. Jetzt versuchte Gracchus alles Mögliche, den Octavius für seinen Vorschlag zu stimmen; da dieser aber unbeweglich blieb, so wurde Gracchus immer heftiger. „Die wilden Thiere," rief er einst in einer Rede an das Volk, „haben ihre Höhlen und Lager; aber diese Bürger, die doch für Italien kämpfen und sterben, haben nichts als Luft und Sonne, die man ihnen nicht nehmen kann; ohne Obdach schweifen sie mit Weib und Kindern umher." Er verbot alle gerichtliche Verhandlungen, bis das Gesetz durchgegangen wäre, und verlangte nun unbedingte Zurückgabe der Ländereien ohne alle Entschädigung. Da bei der nächsten zur Abstimmung berufenen Volksversammlung Octavius wieder proteftirte, wurde das Volk wüthend und tobte fürchterlich. Weinend baten zwei

10. Theil 1 - S. 236

1880 - Stuttgart : Heitz
236 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. Senatoren den Gracchus, er möchte nachgeben. „Das kann ich nicht," antwortete er; „ich weiß nur einen Ausweg; daß ich oder Octavius austrete;" und da dieser sich dessen weigerte, so setzte Gracchus aus den andern Tag eine Versammlung an, um darüber zu entscheiden. Ehe es hier zur Abstimmung kam, trat er auf Octavius zu, umarmte ihn und bat ihn flehentlich, doch nachzugeben. Schon schwankte dieser; aber ein Blick auf die Vornehmen gab ihm seine Festigkeit wieder: „Ich fatm nicht!" rief er aus. Da ließ denn Gracchus stimmen — Octavius wurde abgesetzt, und kaum entging er der Volkswuth. In derselben Versammlung ging auch das von Gracchus vorgeschlagene Ackergesetz durch. Jetzt blieb den Reichen nur noch ein Mittel übrig: den Gracchus in Anklagezustand zu versetzen, sobald sein Amtsjahr vorüber wäre. Er fürchtete dies selbst, und um sich daher beim Volk noch mehr in Gunst zu setzen, schlug er vor, die Schätze eines in Klein-Asien verstorbenen Königs (des Malus von Pergamnm), die dieser dem römischen Volke vermacht hatte, unter die Bürger zu vertheilen. Ueber diesen Vorschlag wurden die Senatoren noch ausgebrachter und sie sprachen ganz laut von der Rache, die sie an ihm nehmen würden. Gracchus suchte daher fürs folgende Jahr gewählt zu werden. Am Tage vor der neuen Wahl ging er, seine Kinder an der Hand, auf dem Markte umher und bat die Bürger, ihn nicht zu verlassen. Am Wahltage selbst wurde er, als er das Capitol, wo die Versammlung gehalten wurde, hinanstieg, vom Volke mit Jubelruf empfangen. Das Abstimmen begann. Da brachte ihm ein Freund die Nachricht, der Senat fei versammelt und habe sich und seine Anhänger bewaffnet; es stehe ein Angriff auf die Wahlversammlung bevor. Gracchus erschrak; er wollte zu dem Volke sprechen; da aber das Getümmel zu groß war, bewegte er die Hand um seinen Kopf, um seine Lebensgefahr anzuzeigen. Seine Feinde dagegen deuteten das auf seine Absicht, sich krönen zu lassen; sie eilten mit dieser Nachricht in die Senatsversammlung. Der anwesende Consul (Mucius Scävola) meinte, das sei Verleumdung; der Senat sollte sich zu keiner Gewaltthat hinreißen lassen. Da sprang Scipio Nasica vor und rief: „Der Consul verräth das Vaterland; wer dieses retten will, der folge mir!" Zugleich schürzte er sein Oberkleid auf und zog, von vielen Senatoren und andern Vornehmen begleitet, nach dem Capitol, wo sie mit Waffen und in der Eile aufgenommenen Knitteln und Schemelbeinen auf des Gracchus Freunde losschlugen. Alle ergriffen die
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